Kunstexponate.

Der andere Blick – Kunstwerke provozieren neue Gedanken.

Im phaeno laden über 330 spannende interaktive Exponate aus Naturwissenschaft und Technik dazu ein, der Neugierde freien Lauf zu lassen. 

Dazu tragen insbesondere die Kunstwerke bei, die rund zehn Prozent der Exponate ausmachen. Von namhaften internationalen Künstlern und überwiegend speziell für die Ausstellung des phaeno entwickelt, sprechen sie durch ihre außergewöhnliche Ästhetik alle Sinne an. 

Diese Installationen bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Kunst und Wissenschaft und provozieren Fragen, die zu neuen Gedanken und Entdeckungen führen.
 

 

"Mit Kunstobjeken kann man die Schönheit und Kreativität entdecken, die entsteht, wenn wissenschaftliche Prinzipien und künstlerische Visionen aufeinandertreffen. Jedes Kunstwerk in unserer Ausstellung erzählt eine andere Geschichte und biete eine neue Perspektive auf wissenschaftliche Konzepte.” (Davy Champion, Kurator im phaeno)

Sisyphus.

Die „Sisyphus“-Skulptur von Bruce Shapiro ist eine faszinierende Kunstinstallation, die Technologie, Design und Philosophie auf eine einzigartige Weise kombiniert. 

Zwei Metallkugeln werden von zwei motorgetriebenen Magneten unterhalb einer Sandfläche gezogen, schieben auf ihrem Weg den Sand zur Seite und erzeugen so Muster. Doch egal, wie kompliziert das Muster gerade erscheint – die beiden Metallkugeln haben zu jedem Zeitpunkt den gleichen Abstand zueinander!

Die Bewegung der Kugeln wird über eine Software gesteuert, die beliebige Muster produzieren kann, solange diese aus einer durchgehenden Linie bestehen. 

Der Name „Sisyphus“ bezieht sich auf die Figur aus der griechischen Mythologie, die dazu verdammt war, einen Felsbrocken einen Berg hinaufzurollen, nur um ihn immer wieder hinunterrollen zu sehen. Ähnlich dazu schafft die „Sisyphus“-Skulptur endlose Muster im Sand, die niemals ein Endziel erreichen. Diese kontinuierliche Bewegung und Veränderung symbolisiert die zyklische Natur des Lebens und die ewige Suche nach Sinn und Vollendung.

Das Kunstexponat inspiriert Besucher:innen dazu, über die Verbindungen zwischen Kunst, Wissenschaft und Philosophie nachzudenken. Sie lernen, wie Technologie genutzt werden kann, um Kunst zu schaffen, und wie künstlerische Werke tiefe philosophische Fragen aufwerfen können. Diese Art von interdisziplinärem Lernen ist genau das, was Wissenschaftsmuseen anstreben.

BRUCE SHAPIRO. Der Künstler lebt in Kalifornien (USA) und nutzt für seine Kunstwerke Steuerungsmechanismen, die gewöhnlich für die Bewegung von Maschinen und Robotern eingesetzt werden.

 

Machine and Concrete.

Da muss ein Trick dabei sein! Wir sehen doch die miteinander verbundenen Räder, wie schnell sie sich am rechten Rand des Ausstellungsstücks drehen. Und am anderen Ende: Nichts tut sich, gar nichts! So wenig, dass das letzte Rad in Beton eingemauert ist. Wohin ist die Bewegung verschwunden? Ist die Verbindung zu den anderen Rädern einfach irgendwo unterbrochen? 

Nein, da gibt es keinen Trick, und alle Räder sind miteinander verbunden. Folglich ist auch das letzte der 25 Räder mit allen anderen verzahnt. Freilich über eine sehr langsame Übersetzung: Die Doppelzahnräder besitzen nämlich außen 120, innen 14 Zähne, sodass die Geschwindigkeit des nachgeschalteten nur rund ein Neuntel (14:120) jener des vorgeschalteten Rades beträgt. Das aber ist wiederum um den Faktor 9 langsamer als sein Vorgänger, und so weiter bis zum ersten Rad, das sich relativ schnell, einmal in 6,5 Sekunden, um seine Achse dreht.

Das dritte Rad braucht dafür unter den gegebenen Bedingungen schon acht Minuten, das zehnte rund 50 Jahre! Und das letzte ist nach 24 Übersetzungen mit dem Faktor 9 so langsam, dass es für eine Umdrehung 600 Billionen Jahre bräuchte! Bis dahin wäre auch der Beton freilich längst zerfallen. Ob wir etwas als starr oder in Bewegung empfinden, ist damit offenbar abhängig von unserer eigenen Zeit.

 

ARTHUR GANSON. Der Künstler ist Ingenieur, Poet und wirkte unter anderem als “Artist in Residence” am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston.

 

 

 

Recollections.

Recollections ist ein interaktives Kunstwerk von Ed Tannenbaum. Stell dich vor die große Leinwand, auf der deine Umrisse und Bewegungen in verschiedenen Modi und allen Farben wiedergegeben werden. 

Das interaktive Exponat erinnert an die Art und Weise, wie wir Menschen begegnen und uns von anderen ein Bild machen. Neurologen haben in diesem Zusammenhang die „Spiegelneuronen“ entdeckt. Sie erlauben es, uns in andere hineinzuversetzen und Mitleid und Empathie entgegenzubringen. Indem wir uns selbst „vorspiegeln“, dass wir in der Situation des anderen sind. Ein anderes wesentliches Element dieser Kunst-Spiegelung ist die Symmetrie. Fast alle Erscheinungen des Universums sind derart „spiegelhaft“.   

ED TANNENBAUM. Der New Yorker Künstler hat sich durch den Bau seiner Objekte selbstständig Kenntnisse in Elektronik und Elektrodesign erworben.

 

 

 

Icy Bodies.

In Lanis Installation dreht sich alles um Trockeneis . Denn sobald das auf etwa -80 Grad Celsius gekühltes Stück aus gefrorenem Kohlendioxid im Wasser gasförmig wird, entstehen nicht nur Nebelschwaden, sondern auch äußerst ästhetische Figuren auf der Oberfläche.


Wieso empfinden wir eine solch große Zahl an Erscheinungen in der Natur als „schön“? Liegt es daran, dass wir selbst aus der Natur erwachsen sind und uns in ihren Strukturen wiederfinden? Oder ist Ästhetik Ausdruck eher abstrakter Gesetze, die unabhängig vom individuellen Empfinden gelten?

SHAWN LANI. Der Künstler arbeitet am „Exploratorium“ – dem Wissenschaftsmuseum in San Francisco. Für „Icy Bodies“ interessiert sich auch die Nasa: Man kann so Erkenntnisse über die Physik von eisigen Kometenschweifen erhalten.

Quantum Jungle

Mit dem interaktiven Kunstwerk Quantum Jungle von Robin Baumgarten erlebst du spielerisch die Eigenschaften der Quantenwelt. Die Wand ist mit Metallfedern und Tausenden LEDs gefüllt. Je nachdem, wie man die Metallfedern berührt, werden Lichteffekte sichtbar. 

Robin Baumgarten hat Informatik studiert und in London ein Master in „Advanced Computing“ absolviert. Er setzt sich intensiv mit Computerspielen und KI auseinander. Vor über 10 Jahren hat er angefangen, Spiele fürs Handy zu entwickeln.

 

Mehr zum Kunstexponat und zum Künstler lest ihr im Interview!

Quantum Jungle von Robin Baumgarten.

Odyssey of the Spheres.

Eine „ball machine“ kann alles mögliche sein – vom „Flipper“-Automaten bis zum Ziehungsgerät der Lottozahlen. Immer jedoch hat sie mit etwas zu tun, was so gar nicht zu einer Maschine zu passen scheint – Spielerisches statt fester Regel, Zufall statt logischer Folge

Der Künstler Rhoads hat der „ball machine“ in seiner Installation nun ein verspieltes Denkmal gesetzt. Auch in der Wissenschaft setzt sich zunehmend ein „spielerischeres“ Weltbild durch, das nicht mehr Regeln vorsieht. Nicht nur in der Quantenphysik hat der Zufall Eingang gefunden, indem nur noch die Wahrscheinlichkeit bestimmt werden kann, mit der sich ein Elementarteilchen an einem bestimmten Ort befindet.

GEORGE RHOADS. Der in Chicago geborene Maler und Bildhauer ist außerdem einer der ersten amerikanischen Origami-Meister.

Tornado.

Wer auffallen will, vor allem in der Kunst, muss auch gehörigen Wirbel machen. Dahinter steckt mehr als banale Metaphorik. Denn auch Künstler müssen zerstören. Sich auflehnen gegen das allzu Ruhige, Unbewegte und Stabile. Wozu auch fest gefasste Meinungen und Sichtweisen gehören.


Gleichwohl speist sich die Dynamik des Wirbels durch den Zusammenprall von Gegensätzen – seien es kalte und heiße Luftmassen, wie bei einem Tornado, oder gegensätzliche Lager in der Kunst. Kurz: Dort, wo es keinen Widerspruch und Streit gibt, entsteht auch keine Kunst. Auch in Ned Kahns Installation halten Gegensätze den Wirbel aufrecht – allerdings versteckt. Ein Ventilator in der Decke wird von einem Elektromotor angetrieben, der sich durch abstoßende Magnetfelder dreht.
 

Dass der Wirbel in der Kunst wie in der Natur stets um sich selbst kreist, gehört ebenfalls zum Bild. So wie die Mode nach geraumer Zeit scheinbar wieder zum früheren Punkt zurückkehrt, bevor sie ihn erneut verlässt. Doch es ist kein bloßes Kreisen, sondern auch ein Steigen – sodass man von einer höheren Stufe auf die tiefere herabsieht – der moderne Realismus, zum Beispiel, ist ein anderer als jener der klassischen griechischen Kunst.
 

NED KAHN. Mit seinem „Tornado“ hat Ned Kahn wie schon in „Pulsierendes Magma“ die Kräfte der Natur künstlerisch inszeniert. Der Künstler lebt in Nordkalifornien. Er behandelt in seinen Werken die Kräfte der Natur mit Anklängen an Schöpfungsmythen der Völker und das Wechselspiel der klassischen Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser.

 

 

Secret Life.

Hier wird ein Traum wahr: Wie von Geisterhand angehoben, streben fahle Wesen und alte Zeitungen zur Decke des Raumes und bilden einen Wirbel aus Figuren und Papier. Auch die Bilder auf den Zeitungsauslagen ändern sich – gespenstisch, Harry Potter lässt grüßen. Dabei ist es nur ein wohl inszeniertes Stroboskop-Gewitter, das den Raum so magisch zum Leben erweckt.

Eigentlich sind alle Gegenstände fest an ihrem Ort, doch je nachdem, wann und wie der Lichtblitz sie erfasst, entsteht der Eindruck von Bewegung jenseits unserer Alltagserfahrung. Aber gibt es tatsächlich einen eindeutigen Unterschied zwischen der Traumwelt und der Alltagserfahrung? Was, wenn unsere Alltagserfahrung nur eine von vielen Inszenierungen wäre, je nachdem, welche Bestandteile des Szenarios gerade in den Vordergrund rücken?

Solche Fragen aus dem Feld der Erkenntnistheorie stellten sich nicht nur Philosophen von Sokrates bis Nietzsche. Der Physiker Julian Barbour etwa glaubt, „objektiv“ auf Zeit verzichten zu können. Sie entstehe nur, weil wir Entscheidungen nacheinander treffen, die in unserem Universum als Möglichkeiten stets parallel existieren – wie die Puppen in einem dunklen Raum.

 

GREGORY BARSAMIAN. Der Künstler hat Philosophie studiert. Ihn interessiert die Traumanalyse Karl Jungs ebenso wie Nietzsches Glaube, dass in einer Welt ohne absolute Wahrheit Künstler diejenigen seien, die ihre eigene Welt erfinden können.

 

Superplexus Circles.

Wie kann man lernen, komplexe Vorgänge zu steuern? Bei Superplexus von Michael McGinnis können Besucher:innen die kleine Kugel durch das verwirrende Labyrinth der Holzbahnen zu steuern.

Was schon an diesem kleinen Modell nicht ganz einfach ist, stellt auf globaler Ebene ein nahezu unlösbares Problem dar. Fast grenzenlos und vielschichtig sind die Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichsten Ereignissen auf der Welt.
Vor den möglicherweise negativen Folgen der globalen Abhängigkeiten sind nicht nur Politiker machtlos. Auch Wissenschaftler sind meist viel zu verstrickt in Spezialistentum, um das Übergreifende im Blick zu behalten. Und wenn es zum Beispiel allein um Prognosen für weltweiten Klimawandel geht, sind selbst die modernsten Superrechner oft noch überfordert. Womöglich hilft ja eine Erkenntnis, die auch beim Ausprobieren des Superplexus sofort einleuchtet:
Dass nämlich bereits im kleinen Maßstab oft ähnliche Wechselwirkungen zwischen den Kräften und Einflüssen auftreten wie auf großer, ja auf globaler Ebene. Wetterkapriolen und Klimaänderungen in Deutschland lassen etwa ähnliche Muster erkennen wie im weltweiten Vergleich. Sodass auch der Spezialist ein wenig Gespür beibehält für das global Notwendig

MICHAEL MCGINNIS. Der Künstler bietet Superplexus-Objekte auch aus Kunststoff an – als anspruchsvolles Kinderspielzeug.

 

Entdeckt noch mehr Kunstexponate in unserer Ausstellung.

 

Science x Art

Workshop im phaeno

am 09. August 10 bis 17 Uhr im Ideenforum

Schneiden und reißen, kleben und kleckern, falten und knittern

 

Workshop Unit 404