Sommerferienprogramm bis 4. August ☀️

Quantum Jungle - Wie Licht und Wissen zu einem Kunstwerk werden.

Schon von weitem leuchten im obersten Bereich der phaeno Ausstellung bunte Farbkreise, die auf einer grauen Wand wie aus Zauberhand entstehen. Ich bin neugierig, was diese Wand alles kann. Vor der Wand steht eine Bank. Ich setzte mich davor und betrachte eine ganze Weile die bunten Farbkreise, die so schön entspannend sind. Doch ich bin im phaeno - also steckt sicher noch mehr dahinter.

Ich gehe noch näher heran und sehe, dass auf der dunklen Wand ein sehr großes Sechseck aus Holz aufgebracht ist. In diesem Sechseck stecken berührungsempfindliche Metallfedern. Um jede Feder sind kreisförmig LEDs angebracht.

Jetzt berühre ich einfach ein paar Metallfedern nacheinander und erfreue mich erstmal an dem Farbspiel, das auf der Wand entsteht. Schon diese Effekte machen sehr viel Spaß. Um die berührten Federn entstehen bunte Farbkreise, die sich ausbreiten. Ich mache eine Pause und tippe dann auf eine Feder. Plötzlich bricht das farbige Schauspiel zusammen und ein Farbkreis entsteht an einem Punkt der Leinwand.

Hinter diesem Kunstwerk steckt Quantenphysik, die erstaunlich und manchmal auch sehr verwirrend ist. Ein Quantenteilchen kann sich gleichzeitig an vielen Positionen befinden. Diese Eigenschaft kannst du an diesem Exponat nachempfinden, in dem du mehrere Federn berührst.

Da diese Kunstwerkt so schön ist, lasse ich mir Zeit, in diese erstaunliche Quantenwelt einzusteigen. Ich kann sehen, wie sich das Quantenteilchen im Raum ausbreitet und ich kann entdecken, wo es sich tatsächlich gerade aufhält.

 

Der Berliner Künstler Robin Baumgarten.

Der Berliner Künstler Robin Baumgarten war zum Aufbau seines Kunstwerks im phaeno. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um mich mit ihm über sein Werk zu unterhalten und auch, wie er sein Kunstwerk aufbaut. Wie ein Puzzle baut Robin das Kunstwerk nach und nach selbst auf. Sein Arbeiten wirkt unglaublich sortiert und eingespielt. Er hat das Kunstwerk komplett selbst entworfen und fast alles selbst erstellt. Nur die Leiterplatten zum Steuern der LEDs wurden nach seinem Vorgaben von einer Firma zusammengebaut. An einem Protoypen konnte ich die LEDs durch Berühren zum Leuchten bringen. Ich bin erstaunt, wie viele handwerkliche Fähigkeiten der studierte Informatiker mitbringen muss, um dieses Kunstwerk zu erschaffen. „Von meinem Vater habe ich mir die Arbeit mit Holz abgeschaut“, erklärt Robin. Außerdem war er in Berlin zu Erschaffung des Kunstwerks im Coworking Space „Motion lab“ tätig. Dabei gehört es immer dazu, Zugang zu Maschinen zu haben, an die man angelernt wird. „Das Arbeiten neben anderen Künstlern und die vielen Möglichkeiten in dieser Werkstatt, haben es mir möglich gemacht, das Kunstwerkt zu erschaffen“, so Robin. „Es war immer jemand da, mit dem man in ein Gespräch kommen konnte und der einem weitergeholfen hat.“

Nachgefragt.

Wie funktioniert das Exponat eigentlich? Was hat das mit Schrödingers Katze zu tun? Warum passt Quantum Jungle so gut ins phaeno?

Wir haben mal nachgefragt. 

Interview mit Robin Baumgarten.

Wie führte dich dein Lebenslauf zur Entwicklung des Kunstwerks?

Ich habe Informatik studiert und in London auch ein Master in „Advanced Computing“ absolviert. Außerdem habe mich intensiv mit Computerspielen und KI beschäftigt. Vor über 10 Jahren habe ich angefangen, Spiele fürs Handy zu entwickeln.

Dann habe ich mich für Spiele interessiert, mit denen man im Raum spielen kann. Die künstlerische Karriere startete so mit Line Wobbler. Bei diesem Spiel steuert man Licht über einen Controller. Die Installation ist weltweit in mehreren Museen zu sehen und bei über 100 Veranstaltungen gezeigt worden.

Über dieses Art von Spielen bin ich auf die Idee von Quantum Jungle gekommen.

Wie ist die Idee zu Quantum Jungle entstanden?

Ich wollte dieses Mal Metallfedern in mein Werk einbauen. Sie schwingen so elegant und ermöglichen ein besonderes Erlebnis beim Ausprobieren. In England und den USA gibt es an Türen diese Federn, die dort jeder kennt. Sie sind selbstverständlich und dort jedem bekannt. Es sind „Türstopper“. Wer diese Federn kennt, weiß genau, dass man sie zum Schwingen bringen kann.

Ich habe erstmal an einer kleinen Version ausprobiert, was man mit den Federn alles machen kann. Zusammen mit der Aalto Universität in Helsinki habe ich dann die Programmierung entwickelt.

Quantenteilchen werden durch Leuchtpunkte, die sich im Raum ausbreiten sichtbar. Diese Ausbreitung wird mit einem Algorithmus gesteuert, der auf der Schrödinger Gleichung beruht.

Wie kam es dazu, dass diese Kunstwerk von Museen und Ausstellungsorten entdeckt wurde?

Die Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft machte dieses Kunstwerk aus. Man kann zum einen einfach die Lichteffekte genießen, zum anderen aber auch Quantenphysik erleben, die auf Berechnungen beruht.

Wo wurde das Kunstwerk schon gezeigt?

Das Kunstwerk wurde z. B. schon im Exploratorium in San Franzisko und im Museum für Gestaltung in Zürich gezeigt. Ich habe es kontinuierlich weiterentwickelt. Die bisher größte Version hängt nun ab sofort hier im phaeno.

Wie findest du das Umfeld, in dem das Exponat gezeigt wird?

Quantum Jungle ist im phaeno genau am richtigen Platz. Ich finde es schön, wie spielerisch hier Wissen allgemein dargeboten wird.

Was hast du nach phaeno vor?

Ich möchte noch ein bisschen bei Quantum Jungle bleiben und weiter daran arbeiten. Die Schrödinger Gleichung, die uns ermöglicht viel über das Zusammenspiel von Atomen zu berechnen, wird 2026 Hundert Jahre alt. Bis dahin möchte ich die Idee von Quantum Jungle kontinuierlich ausbauen.

Wir freuen uns Teil dieser Reise zu sein und wünschen dem Künstler weiterhin viel Erfolg.

Das neue Exponat ist ab sofort im phaeno zu sehen. Probiert es aus!